26.01.2016

Für eine liebenswerte und faire Schweiz

Wer im Februar die Durchsetzungsinitiative annimmt, schafft nicht nur eine Zweiklassengesellschaft, sondern bereitet auch den Weg zu einem nationalsozialistischen System, und verrät, dass er/sie sich in Geschichte schlecht auskennt. Wer vorhat, ein JA in die Urne zu legen, schafft eine Zweiklassengesellschaft und muss sich bewusst sein, dass damit möglicherweise ein Freund oder eine Freundin mit Ausschaffung bedroht ist; Menschen, die in der Schweiz geboren und aufgewachsen sind, deren Eltern schon vor Jahrzehnten in die Schweiz gekommen sind, sich aber nie haben einbürgern lassen. Das ist kein Verbrechen, denn eine Einbürgerung ist freiwillig und aufwändig. Diese Menschen bezahlen steuern, dürfen aber selbst nicht abstimmen. Selbstredend, dass dies ungerecht und schmarotzerisch ist: Es wird sehr gern genommen, aber eine Stimme erhält man trotzdem nicht. Bestimmt hat jeder und jede Stimmberechtigte eine Freundin oder einen Kollegen, die oder der auf dem Papier nicht Schweizerin oder Schweizer ist, man vergisst das, denn im täglichen Umgang spielt es keine Rolle, man übersieht es, weil es nicht sichtbar oder hörbar ist, denn diese Menschen gehören für uns genauso dazu, wie jene, die das Glück hatten, von Geburt an mit einem roten Pass ausgestattet worden zu sein. Bei vielen Bekannten weiss man es gar nicht. In Amerika ist jedes in den Staaten geborene Kind automatisch amerikanischer Staatsbürger. Das ist im Grundprinzip auch absolut folgerichtig.

Wer die Initiative nicht ablehnt, gibt der Rechten noch mehr Macht. Keinem dieser Menschen in der svp geht es um das Wohl aller oder vieler, sondern nur um das eigene und das Nahestehender. Es ist eine zutiefst egomanische und asoziale Initiative, die gar nie vors Volk hätte kommen dürfen, weil sie bestehendes Völkerrecht verletzt, die Verhandlungen mit der EU noch mehr belastet, die Schweiz noch mehr ins Abseits drängt, den Menschen mit seinen individuellen Bedürfnissen übergeht – weil sie rassistisch und des modernen Menschen unwürdig ist.

Wer argumentiert, dass es jedermann und jederfrau freigestellt ist, sich einbürgern zu lassen, geht davon aus, dass auch alle diese Menschen die dazu erforderlichen zeitlichen, finanziellen und auch geistigen Mittel mitbringen. Es ist kein persönlicher Verdienst, automatisch mit einem Schweizer Pass zur Welt gekommen zu sein und berechtigt keinesfalls zu selbstherrlichem Stolz. Vermeintlicher Patriotismus führt hier nicht zu Einheit und Wert-Erhalt sondern zu Ausgrenzung, Hass und noch mehr Problemen. Ein NEIN in die Urne zu legen heisst nicht, Werte aufzugeben, sondern für Werte wie Gerechtigkeit und Menschlichkeit einzustehen, man verschlechtert dadurch nichts, aber man setzt ein Zeichen der Hoffnung in einer Schweiz und in einem Europa, die und das sich stetig mehr dem Rechtsrutsch unterwirft. Beugen wir daher der Wiederholung der Geschichte vor und legen ein NEIN zur Durchsetzungsinitiative in die Urne.

Lassen wir nicht zu, dass wir dem Rechtsrutsch ausgeliefert sind und damit den ersten Schritt zur Wiederholung der Geschichte tun. Seid mutig zu einer toleranten, freundlichen, liebenswerten und ehrlichen Schweiz, in der wir uns friedlich und in Verständnis begegnen.