22.03.2019

Gedanken zum gewaltsamen Tod des siebenjährigen Jungen in Basel am 21. März 2019

Kinder sind Leib gewordene Unschuld.
Ausser aufgrund hohen Alters ist der Tod immer sinn- und grundlos.

Noch sinnloser ist wohl der Tod eines Kindes. Schon durch Krankheit oder Unfall. Wir verstehen diesen Tod nicht und möchten deshalb einen Sinn darin erkennen, damit wir Trost finden.

Doch der grundlose und gewaltsame Tod eines Kindes ist ziemlich sicher am schwersten zu verarbeiten, für die Liebsten des Kindes überhaupt nicht. Es ist schrecklich ungerecht für das Kind, das sein Leben nicht hat leben dürfen, es ist die Hölle für die Eltern, das Unvorstellbarste für Angehörige und Freunde. Es ist auch jenseits der Vorstellungskraft jener, die den Jungen nicht kannten, ob selbst Eltern oder nicht.

Wie aber kann man Trost oder Sinn darin finden? Muss man das? Wenn man selbst Elternteil ist, dann kommt man nicht umhin, nach einem «heilenden» Gedanke zu suchen.

Was werden die Eltern tun um Frieden zu finden? Wahrscheinlich dasselbe; es wird aber niemals mehr ein normales Leben für sie geben, wir wissen das, und es erschreckt uns, füllt uns mit noch mehr Trauer. In diesem Wissen suchen wir nicht nur für uns, sondern auch für die Eltern einen Sinn, wir hoffen dadurch, nicht nur uns, sondern im Stillen auch Ihnen zu helfen.

Als Atheist ist die Bewältigung solcher Nachrichten und deren Sinnfindung erschwert, gerade deswegen aber nötig, und vielleicht sogar, kann so Trost gefunden werden, der universeller wirkt, weil er nicht an eine Religion gebunden ist. Sinn können wir aber nicht finden, denn es kann keinen Sinn in der mutwilligen Zerstörung jungen, unschuldigen Lebens geben.

Ungeachtet des Hergangs oder eines Motivs (welches es hierfür definitiv nicht gibt) können wir aber Trost finden, indem wir versuchen, dem Opfer eine Bedeutung zu geben, seinem Tod, seiner immer währenden, schmerzlichen Abwesenheit. Die Antwort unserer Suche nach Trost und Frieden lautet also «Bedeutung». Es soll und muss eine Bedeutung erhalten. Schon der Eltern wegen.

Ich kann annehmen, dass der Junge kurz gelebt hat, in dieser Zeit aber viel erreicht und bewirkt hat. Das weiss ich aber nicht, was aber, wenn dem nicht so ist? Er war wahrscheinlich ein ganz durchschnittlicher Bub von sieben Jahren. Dennoch hat er etwas bewirkt:

Ich kann mir vorstellen, dass mit seinem (und der Art) Tod unzählige Menschen auf eine Weise tief berührt wurden, die sie/uns nachhaltig verändert und uns zu besseren, liebevolleren und bewussteren Menschen macht, die einander helfen. Die sich immer wieder daran, an das Kind, erinnern und sich auf das Wesentliche besinnen; jeder für sich, mit seiner eigenen Geschichte, seinen Schwächen und Bündeln, die er trägt.

So geben wir dem Unverständlichen eine persönliche Bedeutung. Beide Bedeutungen sind stimmig und sollten uns begleiten. Indem wir uns erinnern und besinnen, lernen wir, menschlicher zu sein. Aber egal wie sehr uns diese schreckliche Tat berührt und verändert – sie bleibt sinn- und grundlos. Diesem dennoch eine Bedeutung geben zu können, macht uns auch zum Menschen.

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