05.05.2009

spitzfuss und klangbrei

[aufgewärmt vom januar 2006] nahm ich mir einen morgen frei, um mit meiner freundin ein paar schicke kleider einkaufen zu gehen. beratend und herumbrowsend bewegte ich mich durch die shops, um ein grösseres oder kleineres, ein andersfarbiges oder spannenderes teil zu finden, wöhrend sie in der umkleidekabine oben fast ohne wartete. in einem laden dessen name hier nicht erwähnt werden sollte, er heisst zara, dürfen männer die umkleidezone nicht betreten, als grenze dient eine theke, welche von einer dame des personals streng bewacht wird. wenigstens weist sie mich freundlich zurück, ansonsten beeindruckt das ladenpersonal nicht gerade durch freundlichkeit. was mich in allen 6 shops (lesen sie das mal laut vor: 6 shops) beeindruckt hat, ist die offenbare tatsache, dass alle denselben musikberater zu haben scheinen, und dieser (oder diese) verfügt anscheinend über einen fundus von cds aus einer einzigen musikrichtung: r’n’b. vielleicht haben sie noch nie davon gehört? es bedeutet *rythmn’ and blues*, kommt vom soul, definiert sich aus einer mischung aus funk und sprechgesang (meist weiblich) und klingt, wie ein wirrwarr aus durcheinander johlenden stimmen und verwurstelten, geklauten melodien, abgehackten beats, und es bestätigt auch das disharmonische musikempfinden des «komponisten». obendrein ist der musikberater offenbar schwerhörig und das ladenpersonal auch, denn es erscheint schleierhaft, wie man einen ganzen tag in diesem lauten klangbrei überleben kann. irgendwann, in laden nummer 6, nachdem ich ich meine freundin wiederholt bitten muss, mir ins ohr hinein zu wiederholen, was sie gerade eben gesagt hat, spüre ich das aufkommen einer panik, die angst, mein gehirn könnte von diesen schallwellen der (un)musik wie ein blatt papier von einem kleinkind besudelt sein, jede linie zieht dabei eine tiefe, rissige furche, was sage ich, einen cañon in meine hirnrinde. während also mein gehirn in handliche brösel zerfällt, die mir wenn schon denn schon wenigstens die ohren von innen zustopfen, ertappe ich mich bei dem gedanken daran, ob sich wohl einer jener neumodischen, vorne hässlich spitz zulaufenden hexenfrauen-schuhe dazu eignen würde, diese stotternden musikboxen zu zerdeppern. ich freue mich übrigens immer, wenn ich eine frau sehe, die eben nicht jene schuhe trägt, die zweifelsohne die als schuh inkarnierte fehlgeburt einer frau sein müssen, welche ich lieber nicht kennen lernen möchte... ...draussen scheint die sonne, und ich geniesse es, wieder draussen zu sein. steuern männerfeindliches bedienpersonal und ohrenfeindliche musik dazu bei, dass frauen mehr einkaufen? wohl kaum. vielleicht gefällt einem r’n’b-musik besser, wenn man eine jener knallweissen, halbkugeligen und grossmütterlich gestrickten kappen trägt? aber was muss man tun, um seiner freundin zur umkleidekabine zu folgen um sie zu beraten? ganz einfach: sie zum kaufen animieren, denn nur das kann der grund sein, dass die männer dort nicht hin dürfen - weil sie sie eben nicht zum kaufen animieren: «muss dieser jupe so schief geschnitten sein? war der schneider besoffen? was ist denn das für ein lumpen? können wir endlich gehen, die musik verwandelt mein gehirn zu matsch.» ... und wenn das nicht hilft, dann wirkt nur noch ein tritt mit den schuhen, welche an ihrem vorderen ende den zähnen eines säbelzahntigers gleichen.

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