19.02.2007

Daniel
ich habe so etwas wie eine patenschaft. in basel. ein bettler. das heisst, er bettelt eben nicht. er verkauft bücher. alte bücher. schlechte bücher, brauchbare bücher. er weiss, dass ich science fiction mag, und er weiss auch meinen namen. ich treffe ihn sicher 2 mal die woche, oft mehr. er ist immer und überall unterwex. in der regel hat er keine bücher für mich, dann gebe ich ihm ein paar franken als anzahlung, er verspricht mir dann gute bücher für mich. und er erinnert sich an meine anzahlungen. heute habe ich eines gekauft: deutsche lyriker vom 18. bis zum 19. jahrhundert. es sieht aus, als ob es eine woche in einem kuhmagen gelegen hätte, und es ist überzahlt. ich bezahle, wir schwatzen noch ein bisschen, aber seine stimme ist so leise, dass ich ihn kaum verstehe. er hat ein grosses herz, ich mag ihn. ich hoffe, er findet seinen weg da raus, worin auch immer er steckt. mein tram kommt, und ich steige ein, er sucht neue potenzielle kunden. sein name ist Daniel. ich schreibe nie namen in meinem blog aber Daniel ist eine ausnahme: ich weiss nicht, wie lange ich ihn noch treffen werde, ich weiss so vieles nicht - nicht einmal wie und wo Daniel lebt und wohnt, aber hier in diesem blog, hier soll er einen platz haben.

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